Der Spätrenaissancebau dokumentiert die wirtschaftliche Blüte des Handelsortes und das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft es wurde 1579–81 vom bekannten Baumeister Hans Kesenbrod aus Segnitz erbaut. Das Maintor, 30 Jahre später als Abschluss der Ortsummauerung errichtet, wurde Ende des 2. Weltkriegs zerbombt und 1946–47 wieder aufgebaut.
Das heutige Aussehen ist ein Ergebnis der Romantik, als man sich auf das Mittelalter zurückbesann und den Putz der Renaissancezeit vom Gebäude klopfte, um ein mittelalterliches Erscheinungsbild zu erreichen. An der Giebelspitze erhebt sich die Statue des Ritters Sankt Georg, der den Lindwurm mit seiner Lanze tötet. Er ist das Symbol des Zollrechts für die Mainschifffahrt und für die Schiffer auf dem Fluss schon von weitem sichtbar. Sankt Georg an der Rathausecke symbolisiert die Marktgerechtigkeit. Das gesamte Erdgeschoss nutzten Händler an Markttagen für Ihre Verkaufsstände.
Noch heute ist das Rathaus ein lebendes Gebäude. Von hier aus werden nicht nur 3700 Marktbreiter sondern auch mehr als 10.000 Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit betreut.
Über eine kleine, unscheinbare Rundbogentüre und die dahinterliegende Wendeltreppe gelangen die Bürger zur ihrer Anlaufstelle, dem Bürgerbüro im Erdgeschoss. Die Wendeltreppe war früher der einzige Zugang zum Rathaus. Darüber im ersten Stock befinden sich die Rathausdiele in der heute Konzerte, Vorträge und Ausstellungen stattfinden sowie der historische Trausaal. In diesem ehemaligen Sitzungsraum des Marktbreiter Stadtrats bestimmte der Magistrat die Geschicke der Stadt. Die Gruppe 47, ein Zusammenschluss bekannter deutscher Literaten, wie zum Beispiel Wolfgang Borchert, traf sich hier im Jahr 1949, um über einen literarischen Neuanfang in der Nachkriegszeit zu beraten.
Heute ist der Trausaal bei Hochzeitspaaren sehr beliebt. Viele Paare aus Marktbreit und Umgebung lassen sich im Ambiente der mehr als 400 Jahre alten Intarsien trauen. Die Vertäfelung wurde 1884 durch Zufall beim Einbau eines Geldschrankes der Städtischen Sparkasse entdeckt. In den beiden Stockwerken darüber befinden sich weitere Verwaltungsräume, ein Sitzungssaal sowie das Bürgermeisterzimmer. Hier finden modern eingerichtete Arbeitsplätze und Jahrhunderte alte Wandgemälde zusammen.