Am 17.6.2020 wurde der DenkOrt Deportationen vor dem Hauptbahnhof in Würzburg der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Grünanlage am östlichen Rand des Bahnhofplatzes sieht man nun Stelen und Sitzgelegenheiten, die an einen Bahnhof erinnern.

Dort haben die Stadt Würzburg und alle unterfränkischen Gemeinden, in denen während der Zeit von 1933–1945 Juden lebten, 47 symbolische Gepäckstücke aufgestellt. Parallel zeigen identische Gepäckstücke in den Gemeinden, die Verbindung zu den Deportationen auf. 

Das Mahnmal soll erinnern, aber auch anregen, miteinander zu sprechen und in Zeiten des wachsenden Antisemitismus, dem Vergessen, Einhalt zu gebieten.

Die Stadt Marktbreit ist sich ihrer Verantwortung bewusst und hat sich dieser Aktion gerne angeschlossen, um an die ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern.

Auf der Rückseite der ehemaligen Synagoge hat die Stadt Marktbreit eine Bronzetafel angebracht, die 90 Namen von ermordeten jüdischen Bewohnern unserer Stadt aufweist.

Die Rückseite des Gebäudes weist durch die Originaltür und Steinfriese, sowie durch eine steinerne Gedenktafel in hebräischer Sprache für die jüdischen Gefallenen des 1. Weltkrieges auf eine reichhaltige jüdische Geschichte in Marktbreit hin. Ebenso finden sich viele Gebäude im Ort, die ein Miteinanderleben dokumentieren.

Seit 1636 gab es eine ununterbrochene Entwicklung der jüdischen Gemeinde.
(entnommen aus: Dr. Johannes Wenzel. Die jüdische Gemeinde von Marktbreit im 19. Jahrhundert)

Das Haus Schwarzenberg förderte die Ansiedlung jüdischer Familien. Im Jahre 1703 zählte Marktbreit 150 jüdische Einwohner.

Das Toleranz Edikt vom 10. Juni 1813 erlaubte es den jüdischen Gemeinden, eigene Schulen zu errichten.

1845 gründete Salomon Wohl das Salomon Wohl’sche Erziehungs- und Handels-Lehr-Institut. Eine Internatsschule, die erst nur für jüdische Schüler aus aller Welt gedacht war. Nach wenigen Jahre wurden auch christliche Schüler aufgenommen.

Aus diesem Institut gingen die Leo-Weismantel-Realschule und das Gymnasium Marktbreit hervor.

1872 gründete Isaak Regensburger eine Bildungsstätte für Mädchen.

In den Marktbreiter Vereinen waren die jüdischen Bürger ebenso integriert wie im Geschäftsleben.

1885 lebten 322 jüdische Bürger in Marktbreit 1925 waren es noch 164.

Nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten änderte sich das Zusammenleben zwischen den jüdischen und christlichen Bewohnern Marktbreits in vielen Fällen von heute auf morgen.

Nach 1942 lebten keine Juden mehr in Marktbreit.

Von all den deportierten jüdischen Bewohnern kehrte nur Frau Klara Reiß nach Marktbreit zurück.

Heute kommen immer wieder Anfragen von Nachfahren ehemaliger jüdischer Familien an das städtische Archiv und ebenso besuchen Nachkommen dieser Familien Marktbreit, um zu sehen, wo ihre Familie gewohnt hat.

Die Stadt Marktbreit stellt sich ihrer Vergangenheit durch offenes Umgehen mit der Zeit von 1933 – 1945. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an der Aktion DenkOrt Deportationen.